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Dieses Thema hat 5 Antworten
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  Film News, Telenovela Aktuell - Zeitungsausschnitte
Majo Offline

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12.01.2017 13:34
KRITIK, der deutschen Filme und Serien 2017 Antworten



Die Kritiker: «Kalt ist die Angst»

• Timo Nöthling
Im ARD-Film in der Tradition klassischer Psycho-Thriller entspinnt sich ein hoch sehenswertes und facettenreiches Verwirrspiel um eine herausragende Hauptdarstellerin.

Cast & Crew
Vor der Kamera:

Caroline Peters, Rudolf Kowalski, Christoph Maria Herbst, Annika Blendl, Hans-Werner Meyer, Anke Sevenich, Arndt Schwering-Sohnrey, Nika Emilia Lou Vamvakaris, Abak Safaei-Rad

Hinter der Kamera:
Regie: Berno Kürten,; Buch: Martin Douven; Kamera: Klaus Eichhammer; Schnitt: Melania Singer; Szenenbild: Ulrich Passauer, Musik: Maurus Ronner; Kostüm: Gurli Thermann; Produktionsforma: Polyphon Pictures


Verschwörungen, Verlust, Paranoia, Gesellschaftskritik – alle diese Themen sind der bunten Welt der öffentlich-rechtlichen Fernsehfilme nicht fremd und finden vereinzelt Platz in den Skripten der 90-Minüter. Oft bleiben der große Anspruch und die nötige Konsequenz für einen wirklich erfrischenden Stoff dabei aber auf der Strecke. Man konzentriert sich zuweilen eindimensional auf eine Facette der Geschichte, was insbesondere angesichts der aberwitzig vielen Krimis im öffentlich-rechtlichen Fernsehen eine zu häufige Enttäuschung darstellt. Ohnehin kennzeichnen Krimis bei ARD und ZDF das alles dominierende Genre, umso erfrischender wirken die Versuche, diese Konvention aufzubrechen und nebenbei mehrschichtige Narrative zu erzählen. Im Falle des Genres Psycho-Thriller gelang dies zumindest anfangs in der noch ungen ZDF-Krimi-Reihe «Neben der Spur». Mit «Kalt ist die Angst» brachte der SWR einen weiteren Film ähnlicher Couleur auf den Weg, der dieser Tage seine Premiere im Ersten feiert.

Claire (Caroline Peters) wirkt auf den ersten Blick, wie eine Frau, die alles im Leben hat. Ihr Gatte David (Hans-Werner Meyer) leistet mit seiner Firma Entwicklungshilfe in Afrika – ein Job, der gutes Geld abwirft und dem Ehepaar ein glückliches Leben in einem Designerhaus ermöglicht. Ein dunkler Schatten hängt dennoch über der Ehe: Bis heute blieb die Ehe kinderlos, was insbesondere Claire psychisch schwer zusetzt, sodass diese bereits die Hilfe von einer Psychiaterin und Medikamenten in Anspruch nehmen musste. Doch Claire muss sich schnell mit ganz anderen Themen auseinandersetzen, als ihr Mann gerade von einer Dienstreise zurückgekehrt ist. David wird tot in seiner Firma aufgefunden. Sein Chef Hagedorn (Rudolf Kowalski) und sein Assistent Michael (Christoph Maria Herbst) helfen Claire, diesen Schock zu verdauen, der sie erneut in schwere psychische Probleme stürzt. Als sie jedoch immer mehr mit Widersprüchen in Davids Vergangenheit konfrontiert wird, weiß Claire nicht mehr, wem sie vertrauen kann. Schmutzige Geschäfte in Afrika, eine Beziehung zwischen ihrem Mann David und einem Callgirl (Annika Bendl) und ein vermeintlicher Einbruch in ihrem Haus lassen sie an allem zweifeln, was sie bislang geglaubt hat. Ist Claire einer Verschwörung auf der Spur oder bildet sie sich alles nur ein?

Dass «Kalt ist die Angst» so erfrischend daherkommt, liegt nicht etwa an komplett unkonventionellen Entscheidungen des Buchs. Vielmehr steht der TV-Film in der Tradition klassischer Psycho-Thriller – ein Genre, dass allerdings im deutschen Film dieser Tage selten konsequent umgesetzt wird. Der unklare psychische Zustand von Protagonistin Claire eröffnet Autor Martin Douven («Liebling, lass die Hühner frei») und Regisseur Berno Kürten («Nord Nord Mord - Clüver und der tote Koche») viele Möglichkeiten, birgt jedoch auch Gefahren. Die Gratwanderung zwischen geistiger Gesundheit und geistiger Umnachtung des Hauptcharakters kann die Sympathie des Zuschauers schnell trüben, zuweilen sogar ermüdend wirken. Essenziell sind hierfür eine vielschichtige Hauptfigur und ein visuelles Konzept, das den Zuschauer selbst an der Authentizität der Geschehnisse zweifeln und rätseln lässt.

Mehr zum Thema:
Lesen Sie ab Samstagnachmittag auch das Quotenmeter.de-Exklusivinterview mit Hauptdarstellerin Caroline Peters.

Beide Herausforderungen meistert «Kalt ist die Angst». Bei Claire hat es der Zuschauer nicht mit einer geleckten und über jeden Zweifel erhabenen Filmheldin zu tun, sondern mit einer egozentrischen und hochverunsicherten Frau, die lange Zeit ihres Lebens nur mit sich selbst beschäftigt war und allmählich beginnt hinter die Fassaden ihrer Mitmenschen zu blicken. Dies verlangt ihrer Darstellerin einiges ab. Mit Caroline Peters engagierte man eine Schauspielerin, die sich in den vergangenen Jahren vor allem durch ihre Rolle im ARD-Publikumshit «Mord mit Aussicht» in die Herzen der Zuschauer spielte.

Vielen unbekannt ist abseits ihrer Schmunzelkrimi-Rolle die Tatsache, dass sich hinter Peters zudem eine der renommiertesten deutschen Theaterschauspielerinnen verbirgt, die mittlerweile allerlei Auszeichnungen ihr Eigen nennen darf. Ihre Leistungen machen sie im Fernsehfach dieser Tage zu einer der gefragtesten Charakterschauspielerinnen und im Zuge von «Kalt ist die Angst» verdichtet die herausragend dargestellte Ambivalenz ihrer Figur das Rätselraten um den tatsächlichen Hintergrund der Geschichte. Hat der Zuschauer es tatsächlich mit einer skrupellosen Verschwörung zu tun oder doch mit einer gezeichneten Witwe am Rande des Wahnsinns? Mühelos und trotzdem glaubhaft wandelt Peters zwischen den Extremen – mit ihr der Zuschauer.

So bleibt fast über die gesamte Laufzeit des Films unklar, womit man es als Beobachter überhaupt zu tun hat. Die schwere Aufgabe, den Film über 90 Minuten Länge dennoch plausibel zu gestalten, gelingt, wenn auch mit Abstrichen. Am deutlichsten wird dies in Claires Konfrontationen mit dem ehemaligen Assistenten ihres Mannes, Michael. Christoph Maria Herbst legt den Bodyguard als einen wortkargen und stets überernsten Mann mit strenger Arbeitsethik an. Mehrmals erhofft sich Claire durch Gespräche mit dem Ex-Kollegen ihres verstorbenen Ehemanns Aufklärung, dieser wiegelt jedoch einmal zu oft ab, bis ihre Aufeinandertreffen über eine gewisse Redundanz verfügen. Auch die Auflösung um Herbsts Figur gerät schließlich etwas hochgegriffen.

Die hohen Ambitionen von «Kalt ist die Angst» lassen sich auch an den zahlreichen Themen ablesen, denen sich der Film annimmt, ohne aufgrund der Bandbreite jemals halbherzig zu wirken. Verlust und das traditionelle Familienbild hinterfragt der 90-Minüter neben Elementen des klassischen Verschwörungsthrillers, die mit Paranoia, Medikamentenmissbrauch und psychischer Versehrtheit gepaart wurden. Nebenbei wirft der Thriller einen kritischen Blick auf die Arbeit von Entwicklungshelfern in Afrika und deren wirtschaftlichen Partikularinteressen. All diese Facetten spiegeln sich in den auftretenden Charakteren, die neben Peters uneingeschränkt gute Leistungen hervorbringen. Hervorzuheben und für die Geschichte besonders wichtig ist dabei Rudolf Kowalski als Chef Davids und väterlicher Bezugsperson Claires.

«Kalt ist die Angst» stellt einen der wenigen deutschen Fernsehfilme dar, die den Mut haben, als Genre-Film zu stehen. Dem Psycho-Thriller gelingt dabei fast über die gesamte Laufzeit die hochanspruchsvolle Aufgabe, den Zuschauer stets im Unklaren über die wahre Natur der Geschehnisse auf dem Bildschirm zu lassen und versetzt ihn so geschickt in die vertrackte und nervenaufreibende Lage von Hauptfigur Claire. Dabei konzentriert sich der von TV-Veteran Berno Kürten inszenierte 90-Minüter nicht nur auf das Verwirrspiel seiner Beobachter, sondern auf eine Vielzahl an Themen, denen aufgrund der Laufzeit des Films jedoch auch teilweise nicht die Tiefe eingeräumt werden kann, die sie verdient hätten. Ein intelligentes und plausibles Buch in der Tradition klassischer Psycho-Thriller, mit einer herausragenden Caroline Peters, der eine nuancierte Gratwanderung gelingt.

Das Erste zeigt «Kalt ist die Angst» am Samstag, dem 14. Januar 2017, ab 20.15 Uhr.


http://www.quotenmeter.de/n/90533/die-kr...t-ist-die-angst

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23.01.2017 15:01
#2 RE: KRITIK, der deutschen Filme und Serien 2017 Antworten



Die Kritiker: «Frau Temme sucht das Glück»

• Stefan Turiak
In der neuen ARD Serie sucht eine Versicherungsangestellte ihr Glück nur gelegentlich abseits der altbekannten Klischees nach Erfüllung.

Cast & Crew «Frau Temme sucht das Glück»

Regisseur: Fabian Möhrke
Besetzung: Meike Droste, Martin Brambach, Ronald Kukulies, Sebastian Schwarz und Anna Blomeier.
Headautor: Benedikt Gollhardt
Kamera: Bernhard Keller
Musik: Siggi Müller, Jörg Magnus Pfeil


Spätestens seit «Stromberg» versucht das deutsche Fernsehen, Versicherungsunternehmen als eine Art skurrilen Lieblingsarbeitsplatz zu verkaufen, an dem immer etwas los ist. Im Falle von «Frau Temme sucht das Glück» macht es zumindest für die Hauptfigur Sinn. Denn die titelgebende Frau Temme (Meike Droste) ist Versicherungsmitarbeiterin, die für die Risikoanalyse von potenziellen Neukunden zuständig ist. Auch sonst gestaltet sie ihren Alltag so sicher wie möglich und schließt jedes Risiko und jede Abweichung von der Norm mittels statistischer Berechnungen aus.

Darüber hinaus führt sie regelmäßig Tagebuch, aber sie nennt es ein persönliches Lexikon. Ein einfaches und beliebtes Drehbuchmittel, um möglichst schnell die notwendigsten Hintergründe und Charaktere der kommenden Serie vorzustellen, auch wenn es meistens nicht wirklich einfallsreich ist. Frau Temme, Carla mit Vornamen, ist bei diesem Lexikon bei dem Buchstaben „G“ angekommen. „G“ wie „Glück“ - und schon ist der Titel der neuen Drama-Komödie („Dramedy“ auf neuenglisch) hergeleitet.

Nach einer kurzen Kalkulation stellt sie jedoch fest, dass Glück gar nicht so schnell zu finden ist. Was bedeutet Glück überhaupt? Ist es überhaupt ein Dauerzustand oder wechselt es sich mit Tragik und Trauer ab? Hätte jeder den Pixar-Film «Alles steht Kopf» gesehen, so wie es sich gehört, würden sich solche Fragen gar nicht erst stellen. Aber Pixar-Psychologie beiseite, die Glücksstatistik sieht nicht allzu rosig aus. Zumindest nicht, wenn man in den vorgefertigten Kategorien Liebe, Partner, Ehe, Karriere und eine Arbeit, von der man gut sowie dauerhaft leben kann, denkt. Antworten darauf gibt es in der ersten Episode zumindest nicht. Aber Frau Temme hat ja zunächst auch einen Job zu erledigen.

Dieser gestaltet sich allerdings gar nicht so einfach und nimmt immer skurrilere Züge an: Zum Beispiel möchte ein Mann eine 30 Millionen Euro Lebensversicherung abschließen, weil er fürchtet, dass ihm gefrorene Hühnchen auf den Kopf fallen könnten. Mit diesem Wunsch kommt er der Rheinischen Versicherung gerade recht. Diese steuert nämlich gerade just in diesem Moment ein neues Geschäftsmodell an: Weil die Menschen immer weniger Lebensversicherungen abschließen, gibt es eine genial-bekloppte, aber in Wirklichkeit nur bekloppte Idee. Jeder Mensch, der durch die Tür kommt, egal wie unsinnig seine oder ihre Idee ist, soll irgendwie versichert werden. Frau Temme ist damit gar nicht einverstanden und auch ihr Kollege Horst Ballsen (Ronald Kukulies) möchte keine gutgläubigen Menschen über den Tisch ziehen. Allerdings könnten beide auch ihren Job verlieren.

Für das fragwürdige Konzept verantwortlich zeigt sich der international studierte und extra-schleimige Frank Weber (Sebastian Schwarz), von dem alle in der Chefetage wegen seiner Ansammlung von tollen Lebenslauf-Daten begeistert sind, der aber viel an Moral und menschlichen Anstand vermissen lässt. Das ist eine Durchaus interessante Prämisse, die sich mit gleich mehreren Dilemmas beschäftigt, ob diese auch plausibel oder realistisch ist, sei einfach mal beiseitegeschoben. Denn es ist schwer glauben, dass solche Menschen wirklich in einer Versicherung arbeiten. Trotzdem ist es durchaus nette Spannung, die sich zwischen den beiden Polen „unstillbarer Ehrgeiz und Geldgier“ und „moralische Verpflichtung gegenüber dem Kunden“ aufbaut. Das hört sich zunächst nach einem spröden Drama an, aber solche Themen können auch komödiantisch verarbeitet werden und sind leider viel zu selten im Komödien-Einheitsbrei zu sehen.

Themen, die außerdem hoffentlich noch in zukünftigen Episoden weiter ausgebaut werden, denn dazwischen hängt leider die ein oder andere schablonenhafte und wenig ausgearbeitete Figur: Carla Temmes Schwester Hannah (Anna Blomeier) ist eine Chaotin, wie sie im Klischeebuche steht. Sie bekommt ihr Leben kaum geregelt und betrügt auch noch die Rheinische Versicherung, ohne Rücksicht auf ihre Schwester. Dann wäre da noch der schwedische Ladenbesitzer Mikael Swenson (Richard Ulfsäter), der Handys und alte Plattenspieler verkauft und sich gegen gar nichts versichert. Und weil er sich für einen totalen Freigeist und für total locker hält, brettert er mit 75 km/h durch die beruhigten Verkehrsgebiete Kölns, oftmals auch ohne so genau auf die Straße zu achten. Aber egal für wie cool und clever man sich hält, manchmal ist so ein Verhalten einfach dumm (persönliche Anmerkung des Kritikers). Es ist nicht schwer auszumalen, wo das Ganze hinführt. Der Chaoten-Schwede dient natürlich als romantischer Gegenentwurf zur kühl-kalkulierenden Versicherungsangestellten. Denn leider scheint es auch eine Klischeekrankheit vieler Komödien zu sein, immer wieder zwanghaft und sofort einen romantischen Subplot in das Geschehen zu quetschen.

«Frau Temme sucht das Glück» ist mehr oder weniger eine sentimentale Dramedy, versucht sich also an einem Spagat zwischen Comedy und Drama. Allerdings hat die Serie in ihrer ersten Episode noch zu wenig von beidem zu bieten. Ein wenig nette, positive und wohlgesonnene Unterhaltung hat sicher noch niemanden geschadet. Und auch ein gewisses Maß an Sentimentalität kann tut nicht weh. Ganz im Gegenteil, gerade hier liegt oftmals die Stärke dieser ersten Episode. Allerdings fehlt es noch ein wenig an Biss, Wortwitz und dem entsprechenden Timing.

Fazit: «Frau Temme sucht das Glück» ist eine durch nette Komödienserie mit ein wenig Herz und einer potenziell interessanten Hauptfigur und mit einer ebenso interessanten Hauptdarstellerin. Allerdings verheddern sich viele der anderen Charaktere und Handlungsstränge in etwas überzogenen Klischees.

Das Erste zeigt «Frau Temme sucht das Glück» das erste Mal am Dienstag, den 24. Januar, um 20.15 Uhr.

http://www.quotenmeter.de/n/90745/die-kr...ucht-das-glueck

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21.02.2017 15:29
#3 RE: KRITIK, der deutschen Filme und Serien 2017 Antworten



Die Kritiker - «Katharina Luther»

• Stefan Turiak
Zum 500. Reformations-Jubiläum wirft Das Erste mit einem mehr als soliden Fernsehfilm ein neues Licht auf das Wirken und Leben der Luthers.

Cast & Crew «Katharina Luther»

•Regie: Julia von Heinz •Drehbuch: Christian Schnalke • Besetzung: Karoline Schuch, Devid Stresiow, Ludwig Trepte, Claudia Messner, Mala Emde, Martin Ontrop, Max Mauff, Michael Kranz, Heiko Pinkowski • Kamera: Daniela Knapp• Szenenbild: Christian Kettler • Schnitt: Georg Söring • Musik: Gert Wilden • Produktion: Eikon, Cross Media, Tellux Film, Conradfilm


Hinter jedem starken Mann steht eine noch stärkere Frau. In diesem Fall handelt es sich um die Ehefrau des großen Kirchenreformators Martin Luther, die zum 500. Reformationsjubiläum im Mittelpunkt eines ebenso starken TV-Films steht. Was schnell zu einem Klischee hätte werden können, stellt in Wahrheit eine durchaus frische Perspektive und eine anschauliche ARD-Koproduktion zwischen dem SWR, BR, MDR und der Degeto dar, die sich fast schon sekundär mit dem Leben Martin Luthers beschäftigt. Dieses Leben war mehr von Selbstzweifeln und später von wahnhaften Ausfällen geprägt und Luther mehr auf die Hilfe seiner Umgebung - insbesondere seiner Ehefrau - angewiesen, als man meinen sollte.

Katharina von Bora, verkörpert durch Karoline Schuch, wurde als Kind von ihrem Vater im Kloster ausgesetzt. Es dauert jedoch nicht lange, bis sie sich gegen ihr Klostergelöbnis auflehnt. Verantwortlich dafür sind die vermeintlich ketzerischen Thesen eines gewissen Dr. Martinus Luther (Devid Striesow), die Katharina an dem vorgegeben, katholischen Glaubensweg zweifeln lassen. Kloster, Nonnen und Kirche wollen ihren festen Griff um die junge Frau natürlich nicht lockern und predigen vom Teufel und ewigen Höllenqualen. Diese Drohungen verfehlen jedoch ihre intendierte Wirkung und Katharina lässt trotz des Widerstands ihres Vaters und ihres Bruders das Klosterleben hinter sich. Sie möchte sich der Luther-Bewegung in Wittenberg anschließen und nimmt gleich einige andere junge Nonnen mit.

Zunächst stoßen die abtrünnigen Nonnen auf Widerstand und Spott in der wittenbergischen Gemeinde, bis der gutmütige Luther sich ihrer annimmt. Zwar begegnet man Katharina und ihren Mitstreiterinnen später mit Freundlichkeit, aber sie werden schnell von der Realität eingeholt: Im Spätmittelalter des Jahres 1523 sind die Möglichkeiten für Frauen nicht gerade zahlreich und Katharina steht vor der Wahl, entweder einen Ehemann zu finden oder in einem Freudenhaus zu arbeiten. Das passt der der ehemaligen Nonne natürlich überhaupt nicht. So sehr nicht, dass sie lieber Böden fegt und Botengänge macht. Immer wieder beobachtet sie aus den Augenwinkeln den charismatischen Kirchenführer Luther und nimmt kein Blatt vor dem Mund, wenn es darum geht, die kommerziellen Ausschlachtungen seiner Unternehmungen zu kritisieren.

Dennoch hegt sie auch Gefühle für ihn und sie ist die einzige, die dessen Unsicherheit, Verletzlichkeit und innere Zerrissenheit erkennt. Auch wenn seine Gefolgschaft befürchtet, Katarina könnte ihn noch mehr in Konfusionen stürzen, lässt sie sich nicht von ihrem Weg abbringen und soll sich wenig später als unerlässliche Stütze, starke Mutter und Ehefrau sowie emanzipierte Geschäftspartnerin erweisen.

Der TV-Film macht keine Anstalten, hinter die Fassade einer sehr mächtigen Kirche zu blicken und scheut sich nicht, die Verbindungen zwischen Religion, Macht, Geld und Kommerz aufzuzeigen: Zwar möchte Katharinas Vater seine Familie und vor allem sich selbst davon überzeugen, dass er seine Tochter zugunsten ihres eigenen Seelenheils ins Kloster schickt, allerdings hat dies vielmehr materielle Beweggründe. Im Glaube mag Ehrlichkeit liegen, aber diese geht oftmals leider Hand in Hand mit Heuchelei. Auch die lutherische Gegenbewegung kann sich nicht ganz davon freisprechen. «Katharina Luther» macht allerdings nie den Fehler, zu dämonisieren oder zu pauschalisieren. Stattdessen zeigt der Film fehlgeleitete Menschen, die von einer religiösen Stolperfalle in die nächste tappen.

Die Produktion macht aus seinen offensichtlich bescheidenen Mitteln das Beste und entwirft ein durchaus überzeugendes, mittelalterliches Setting. Dabei verfällt der Film niemals ins Überdramatische, sondern hält sich in jeder Hinsicht angenehm zurück. Technisch gesehen, bewegt sich «Katharina Luther» nicht auf spektakulärere Art und Weise über das gängige TV-Niveau hinaus. Aber die Erzählung wird solide und ansprechend von der Hauptdarstellerin Karoline Schuch getragen. Nur selten, aber dafür effektiv brechen aus ihr Angst und Tränen heraus. Trotzdem stellt sie stets das emotionale Zentrum des Films dar und überzeugt mit ihrem Trotz und ihrer Härte. Eigenschaften, ohne die sie in dieser feindseligen, mittelalterlichen Umwelt nicht überleben würde.

Eine interessante, reizvolle Reise einer Frau, die sich von der erstickenden Kontrolle, aber auch von der Sicherheit der Kirche lossagt, um in einem eingeschränkten, spätmittelalterlichen gesellschaftlichen Korsett ihren eigenen Weg zu finden. Kamerafrau Daniela Knapp findet intime und schöne Bilder, auch wenn sie es gelegentlich mit wackeligen Nahaufnahmen übertreibt. Drehbuchautor Christian Schnalke presst reichhaltige Themen in die 105 Minuten. Das Zusammenleben im „Luther“-Haus zwischen Studenten und Gelehrten, Bauernaufstände und Ketzer-Verbrennungen mögen dabei etwas zu kurz kommen und insbesondere in der letzten halben Stunde wirkt die Erzählung etwas gehetzt. Dennoch schildert Regisseurin Julia von Heinz die Geschichte konsequent und einnehmend aus der Perspektive der Katharina Luther.

Fazit: «Katharina Luther» ist kein schmuckes Beiwerk ihres berühmten Ehemannes, sondern ein interessanter, historischer Perspektivwechsel. Dafür sorgen eine zurückhaltende Inszenierung sowie das eindringliche Schauspiel der Karoline Schuch.

Das Erste zeigt «Katharina Luther» am Mittwoch, den 22. Februar um 20.15 Uhr.

http://www.quotenmeter.de/n/91350/die-kr...atharina-luther

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15.03.2017 14:21
#4 RE: KRITIK, der deutschen Filme und Serien 2017 Antworten



Die Kritiker: «Kommissar Pascha»

• Christopher Schmitt
Ein „türkischer Bayer“ und seine Kollegen ermitteln in München im Umfeld eines Dönerimperiums. Der Krimi punktet mit humorvollen Dialogen und einer charismatischen Hauptfigur.

Das Erste zeigt «Kommissar Pascha» am Donnerstag, den 16. März 2017 um 20.15 Uhr.


http://www.quotenmeter.de/n/91822/die-kr...ommissar-pascha

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15.03.2017 14:24
#5 RE: KRITIK, der deutschen Filme und Serien 2017 Antworten



Die Kritiker: «Viel zu nah»

• Julian Miller
Corinna Harfouch spielt eine alleinerziehende Mutter, deren Sohn ihr langsam entgleitet. Der Film ist arm an Handlung - und leider auch arm an Inhalt.

Das Erste zeigt «Viel zu nah» am Mittwoch, den 15. März um 20.15 Uhr.


http://www.quotenmeter.de/n/91797/die-kritiker-viel-zu-nah

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16.03.2017 15:34
#6 RE: KRITIK, der deutschen Filme und Serien 2017 Antworten



Die Kritiker: «München Mord: Einer der’s geschafft hat»

• Stefan Turiak
Zum fünften Mal begibt sich das bayrische Ermittler-Trio auf eine unterhaltsame Verbrecherjagd, die besonders vom Zusammenspiel der Hauptdarsteller lebt.

Cast & Crew «München Mord: Einer der's geschafft hat»

• Buch: Florian Iwersen • Schnitt: Dirk Grau • Kamera: Nathalie Wiedemann • Musik: Ali N. Askin • Regie: Anno Saul • Szenenbild: Michael Köning • Redakteur: Stefanie von Heydwolff, Petra Tilger, Manuel Meinhardt (Assistenz) • Besetzung: Bernadette Heerwagen, Marcus Mittermeier, Alexander Held, Christoph Süß, Mette Lysdahl, Fred Stillkrauth, Gundi Ellert, Wolfgang Pregler, Anna Unterberger, Tom Lass, Danny Exnar, Lasse Mehr, Nikolas Beyer


Seit 2014 bewegt sich das dreiköpfige Team durch die ZDF-Krimilandschaft und legt dabei bayerischen Verbrechern und Mördern mit den ungewöhnlichsten Methoden das Handwerk. Insbesondere der exzentrische Kriminalhauptkommissar Ludwig Schaller (Alexander Held) wird mit seinen induktiven Ermittlungsmethoden von seinen Kollegen gern als Irrer verschrien und wurde unter anderem deswegen fast schonmal in den Ruhestand verbannt. Harald Häuser (Marcus Mittermeier) ist der schlagkräftige und mürrische Draufgänger des Trios. Angelika Flieri (Bernadette Heerwagen) ist mit dem Polizeipräsidenten verwandt und muss sich als Anfängerin in diesem ungewöhnlichen Team bewähren.

Die Drei haben immer wieder die zweifelhafte Ehre, die Fälle übernehmen zu dürfen, die sonst niemand haben möchte. Als dezidierte Außenseiter besitzen aber gerade sie immer einen speziellen Blickwinkel auf das Geschehen. Die Figurenkonstellation könnte zu einem gewissen Grade aus einem Klischeehandbuch stammen, allerdings muss das nicht unbedingt schlecht sein. Vor allem, wenn sich das Zusammenspiel so wunderbar zusammenfügt.

Großunternehmer Petr Horvath wird in einer Blutlache in seinem Haus aufgefunden. Erstaunt müssen die beiden Ermittler Harald Häuser und Angelika Flierl feststellen, dass das Angriffsopfer noch lebt und sich sein Angreifer noch im Haus befindet. Fliehen kann er/sie dennoch, aber nicht bevor er/sie Kommissar Häuser eine kräftige Kopfverletzung verpasst. Der ist sowieso schon geladen. Zum einem, weil er von seinem Chef zu einem Anti-Aggressionstraining verdonnert wurde. Zum anderem hat er auch noch erfahren, dass er einen 14-jährigen Sohn hat, von dem er bis dato nichts wusste. Bei dem Angriff handelt es sich allerdings nicht um einen simplen Einbruch.

Die Kriminalbeamten müssen viel weiter in Horvaths Vergangenheit eintauchen, um das Rätsel des Überfalls zu lösen. Der Unternehmer hat selbst eine düstere Vergangenheit und floh lange vor seinen großen Geschäftserfolgen aus Tschechien nach Deutschland. Seine Flucht umgibt allerdings ein dunkles Geheimnis und die Dämonen seiner Vergangenheit holen ihn nun ein. Was die gesamten Ermittlungen und die Polizeiarbeit generell weder einfacher noch angenehmer macht, ist die Tatsache, dass Kriminaloberrat Zanger (Christoph Süß) die Chaotentruppe mit Argusaugen beobachtet und am liebsten loswerden möchte. Das Team hat nicht mehr viel zu verlieren, denn dessen Auflösung steht scheinbar kurz bevor. Aber genau dann handelt es sich meist um den Zeitpunkt, an dem unberechenbare TV-Polizisten noch einmal aufs Ganze gehen.

Der Fall gestaltet sich auch für den Zuschauer komplexer als zunächst vermutet: Skelette, Menschenschmuggler, alte Identitäten, die abgelegt, und neue, die wieder wieder aufgenommen werden. Ein komplexer Plot ist nicht immer eine Tugend, aber im Krimi (vielmehr im Noir-Krimi, den der «München Mord» zumindest ansatzweise streift) fast schon eine Genre-Verpflichtung. Hier gereicht es der Erzählung jedenfalls zum Vorteil. Man darf Regisseur Anno Saul zugute halten, dass er oftmals assoziativ Rückblenden und Bilder ins Geschehen wirft, die zunächst nicht so recht in das Puzzlespiel passen wollen. Hierbei handelt es sich nicht notwendigerweise um einen erzählerischen Trick, der die Zuschauer verwirren soll. Vielmehr darf das Publikum zwischendurch auch selbst die grauen Zellen etwas anstrengen. Erklärt und Aufgeklärt wird in der Krimi-Welt schließlich immer genug.

Der Krimi nimmt sich viel vor, dabei bleibt leider die persönliche Reise des Kommissar Häuser etwas auf der Strecke. Alles was bleibt, ist ein kurzes Kennenlernen zwischen Vater und fremden Sohn, das kaum ausreicht, um der Figur mehr dreidimensionale Tiefe zu geben. Allerdings wirft diese kleine Ablenkung ihre Schatten auf die Arbeit des Kommissars und beeinflusst immerhin die nach außen hin albern wirkenden Ermittlungsmethoden seines Vorgesetzten Schalling. An diesen möchte Häuser schon einmal gar nicht teilhaben. Das führt immer wieder zu amüsanten Situationen, wenn die Kollegen zum Beispiel mit ihren induktiven Methoden das Familienleben des Opfers nachstellen.

Die Inszenierung und der Plot überzeugen beide nicht unbedingt mit Spannung, es sind vielmehr die schrulligen Charaktere, welche die Krimireihe zu etwas Besonderem machen. Während Oberhaupt Ludwig Schaller stets die Ruhe bewahrt und jeden noch so merkwürdigen Instinkt nachgeht, sind es seine beiden Schützlinge, die oftmals auf äußerst unterhaltsame Art und Weise aneinander geraten und nebenbei auch sonst überall anecken. Der manchmal vorhersehbare Witz wird vor allem durch dieses gemeinsame Zusammenspiel getragen, welches «München Mord» gelegentlich sogar über das übliche Krimi-Einerlei emporhebt. Spiel und Dialoge gleiten allerdings nie in Zoten oder Klamauk ab. Regisseur Saul beweist eine ruhige Hand und ein Faible für eine interessante Bildgestaltung. Was an Spannung fehlt, gleicht er durch eine reizvolle und stellenweise beunruhigende Atmosphäre wieder aus, die gerne aber noch etwas dichter hätte sein können.

Fazit: Ein Krimi, der nicht unbedingt durch Spannung und Aktion besticht, dafür aber umso mehr mit seinem Ermittler-Trio und eine solide Regie-Hand überzeugt. Auch interessierte Zuschauer, welche die ersten vier Episoden der Reihe noch nicht gesehen haben, können sich hier schnell zurechtfinden.

Das ZDF zeigt «München Mord: Einer der’s geschafft hat» am Samstag, den 18. März um 20.15 Uhr.

http://www.quotenmeter.de/n/91849/die-kr...s-geschafft-hat

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